Chronik der Feuerwehr Delkenheim

Nachdem im Jahre 1866 das Herzogtum Nassau zu Preußen gehörte, änderte sich vieles für den in der Gemeinde Delkenheim bestehenden Brandschutz. Im Jahre 1873 wurde eine neue Spritze beschafft, welche von Pferden gezogen werden konnte. Sie ersetzte die um 1843 angeschaffte tragbare Handspritze. So kam es im Jahre 1875 zur Einführung einer Pflichtfeuerwehr, welcher alle jungvermählten männlichen Gemeindemitglieder angehören mussten. Das alte Spritzenhaus wurde im Jahre 1893 wegen der Erbauung des „Ländchesdomes“ von dort an den heutigen Rathausplatz verlegt. Nach zahlreichen kleineren Bränden und zwei Großbränden im Jahr 1925 kam man zu der Einsicht, dass das Feuerlöschwesen in der Gemeinde Delkenheim einer Neuordnung bedurfte. Die mangelnde Ausrüstung und die geringe Zahl von aktiven Mitgliedern wurde immer häufiger zum Problem. Auch in den benachbarten Gemeinden war der Brandschutz schon besser organisiert.
So kam es nach den noch vorliegenden Protokollen bereits am 01. August 1925 zur ersten Versammlung, um eine freiwillige Feuerwehr zu gründen.

Protokoll des Bürgermeister Runzheimers 1925

Delkenheim, den 01. August 1925
Gegenwärtig: Runzheimer, Bürgermeister

Durch ortsübliche Bekanntmachung versammelten sich heute Abend, die nachgenannten Personen im Rathaus zwecks Gründung einer freiwilligen Feuerwehr und durch eigene Namensunterschrift ihren Beitritt zur Wehr erklärten.

Tünchermeister Heinrich Renneisen
Maurer Karl Renneisen II
Schuhmacher Wilhelm Euler
Fabrikarbeiter Karl Paul
Maurer Karl Weber
Küfer Wilhelm Gras
Fabrikarbeiter Martin Scharhag
Landwirt Adolf Muth
Fabrikarbeiter Hermann Wenz
Fabrikarbeiter Wilhelm Kranz
Former Georg Weber
Schlosser Ludwig Brauer
Milchhändler Heinrich Paul
Wagner Adolf Vetter
Wagnermeister Karl Vetter
Landwirt Heinrich Kleber
Landwirt Wilhelm Emrich II
Land u Gastwirt Hermann Müller

Aus dem Brief des Bürgermeisters Runzheimer, an den damaligen Landrat des Landkreises Wiesbaden geht hervor:

Brief des Bürgermeister Runzheimers 1925

Delkenheim, den 14.09.1925

An den Herrn Landrat zu Wiesbaden
Am Sonntag den 13. September diesen Jahres versammelten sich durch vorherige ortsübliche Bekanntmachung untenstehend aufgeführte Personen im hiesigen Rathaussaale zwecks Gründung einer freiwilligen Feuerwehr. Der Versammlung wohnten außer Bürgermeister Runzheimer noch Herr Kreisbrandmeister Floreich aus Bierstadt bei. Die Versammelten verpflichteten sich durch eigene Namensunterschrift als Mitglieder zur freiwilligen Feuerwehr. Sodann wurde ein Vorstand gewählt, welcher aus folgenden Personen besteht:

1. Erster Kommandant Heinrich Kleber, Landwirt
2. Zweiter Kommandant Heinrich Renneisen, Tünchermeister
3. Schriftführer Karl Paul, Fabrikarbeiter
4. Kassierer Karl Vetter, Wagnermeister
5. Zeugwart Karl Weber, Maurer

Weitere Mitglieder sind:

6. Karl Renneisen, Maurer
7. Wilhelm Euler, Schuhmacher
8. Wilhelm Gras, Küfer
9. Martin Scharhag, Fabrikarbeiter
10. Hermann Wenz, Fabrikarbeiter
11. Wilhelm Kranz, Fabrikarbeiter
12. Georg Weber, Former
13. Ludwig Brauer, Schlosser
14. Adolf Vetter, Wagner
15. Adolf Muth, Landwirt
16. Wilhelm Emrich, Landwirt
17. Heinrich Paul, Milchhändler

Wie aus der Anlage ersichtlich sind es durchweg Arbeiter und kleine Handwerker, meistens geringe Leute, ich bitte um einen Zuschuß für Bekleidung und Ausrüstungsstücke.
Runzheimer, Bürgermeister

In der ersten Versammlung der neugegründeten Freiwilligen Feuerwehr Delkenheim vom 15.09.1925 wird Karl Weber zum Führer der Steigmannschaften und als sein Stellvertreter Karl Renneisen gewählt. Als Spritzenführer wird Karl Vetter und als sein Vertreter Hermann Müller gewählt. Es wird zunächst ein Monatsbeitrag von 25 Pfennigen festgelegt. Erstmals werden für die Wehr Uniformen beschafft.

chr03Noch im Gründungsjahr treten weitere Bürger der Wehr als aktives Mitglied bei (Wilhelm Kugler, Wilhelm Pflug, Karl Fein, Jakob Becht, Adolf Becht, Adolf Kern, Heinrich Brauer, Heinrich Schneider und Adolf Schmitt). Weiterhin treten auch passive Mitglieder dem Verein bei.

An neuer technischer Ausrüstung erhält die Wehr im Jahr 1927 einen Schlauchwagen und im Jahr 1928 eine neue Motorspritze. Hiermit ist erstmals eine Brandbekämpfung möglich, welche der Feuerwehr im Normalfall die Chance gibt, das Feuer zu besiegen. Den Beweis hierfür bringen erfolgreiche Brandbekämpfungen in Massenheim und Nordenstadt im Jahr 1931, zu denen die Wehr alarmiert wird.

chr04Auch das gesellige Leben kommt in den Anfangsjahren nicht zu kurz. An jedem Neujahrstag veranstaltet die Feuerwehr eine Tanzmusik, welche sich immer großer Beliebtheit erfreut. Auch Feste und Festumzüge in den umliegenden und der eigenen Gemeinde werden regelmäßig besucht.

Im April 1930 wird eine Musikkapelle der Feuerwehr gegründet, die jedoch leider nur bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges bestand. Im geselligen Bereich änderte sich in den folgenden Jahren sehr wenig. Der Verein feiert am 06.07. und am 07.07.1936 sein 10-jähriges Stiftungsfest.

Doch auch die Feuerwehr bekommt die Auswirkungen des 3. Reiches zu spüren. Sie wird zum eingetragenen Verein und erhält Exekutivgewalt. Im Jahr 1937 wird erstmals ein Feuerwehrfahrzeug beschafft.

chr05Die letzte Jahreshauptversamm-lung findet am 30.12.1938 statt. Während des 2. Weltkrieges führte Karl Weber die Feuerwehr. Delkenheim blieb während des Krieges von größeren Schäden verschont, so dass die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr hauptsächlich aus Hilfeleistungen in benachbarten Städten und Gemeinden bestand.

Mit dem Kriegsende und dem Einmarsch amerikanischer Truppen wurde die komplette Organisation Feuerwehr (im Sinne des 3. Reiches) aufgelöst. Zunächst war der Bürgermeister von der Militärregierung beauftragt, den Brandschutz mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu organisieren.

Im Februar 1946 wird die Freiwillige Feuerwehr Delkenheim wieder ins Leben gerufen. Erster Kommandant und Ortsbrandmeister wird nun Wilhelm Beil. Die technische Ausrüstung der Feuerwehr basiert 1946 und auch noch die Jahre danach auf dem übernommenen Bestand an Geräten und Material aus der Kriegs- und Vorkriegszeit.

Anfang der 50er Jahre werden erstmals wieder Leistungswettkämpfe besucht. In den Jahren 1956 und 1957 sind zwei größere Brände zu löschen. Die Wehr kann auch dort schon ihren guten Leistungsstand unter Beweis stellen. Durch verstärkte Mitgliederwerbung, besonders unter den jüngeren Delkenheimer Bürgern, hat sich die Wehr personell stark verjüngt und verstärkt. Eine deutliche Erleichterung für die Feuerwehr ist im Jahr 1959 die Umstellung von Brunnen auf eine zentrale Wasserversorgung. Es ist nun ein noch effektiverer Brandschutz möglich.

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chr07Im Jahr 1960 gibt der bisherige Kommandant und Ortsbrandmeister Wilhelm Beil sein Amt aus gesundheitlichen Gründen ab.Zu seinem Nachfolger wird Willi Becht und als dessen Vertreter Wilfried Beil gewählt. Im Jahr 1963 kann, den Anforderungen entsprechend, ein neues Löschfahrzeug (LF 8) in den Dienst gestellt werden.

chr08Auch der gesellige Teil im Vereinsleben kommt nicht zu kurz. Jährlich werden Tanzveranstaltungen abgehalten und Ausflüge des Vereins durchgeführt. Regelmäßig werden auch Feste anderer Wehren und Vereine besucht. Vom 25.06.-28.06.1965 begeht die Freiwillige Feuerwehr Delkenheim mit großem Erfolg ihr 40-jähriges Jubiläum. Das jährlich stattfindende Picknick erreicht bei der Bevölkerung eine immer bessere Resonanz.

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chr10In den Jahren 1968/69 wird das alte Feuerwehrgerätehaus zwischen der alten Schule und dem Rathaus in Eigenarbeit abgerissen. Auf dem Platz wird ein neues Gerätehaus mit einer größeren Fahrzeughalle und einem Unterrichtsraum erstellt. Dieses ist im Jahr 1970 bezugsfertig. Die zunehmende Technisierung und Industrialisierung führt in den folgenden Jahren zu einer Reihe von größeren und kleineren Einsätzen. Auch durch das Aufkommen neuer Baustoffe und vieler chemischer Stoffe muss die Feuerwehr sich weiter verstärken.

chr11Im Jahr 1969 werden ein Pulverlöschanhänger und mehrere Preßluftatmer angeschafft. Im Jahr 1970 erhält die Wehr einen Mannschaftstransportwagen. Durch wiederum verstärkte Werbung steigt die Zahl der Aktiven sehr sprunghaft. Mit nur einem Fahrzeug ist dies nun nicht mehr zu bewältigen. Durch einen guten Ausbildungsstand und gute Leistungen nimmt die Feuerwehr wieder an den Kreisleistungswettkämpfen teil. Im Jahr 1971 wird hier der 2. Platz belegt.
Mit der Eingemeindung der Gemeinde Delkenheim am 01.01.1977 zur Landeshauptstadt Wiesbaden ändert sich auch für die jetzige Freiwillige Feuerwehr Wiesbaden-Delkenheim einiges. Das vorher oftmals Selbstverwaltete muss nun über den neuen Dienstherrn, die Berufsfeuerwehr Wiesbaden laufen. Dieses bedarf schon einer mächtigen Umstellung. Bei den Alarmierungen rückt nun auch die Berufsfeuerwehr aus. An den Einsatzstellen hat nach deren Ankunft der Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr das Sagen und die Verantwortung. Auch auf eine noch intensivere Ausbildung wird geachtet. Die anfänglichen Schwierigkeiten mit vielen Neuerungen legen sich jedoch im Laufe der Zeit.
Bei der Jahreshauptversammlung 1979 gibt Willi Becht nach 19 Jahren seine Ämter ab. Er wird zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu seinem Nachfolger wird Otmar Kahl gewählt. Dessen Stellvertreter ist nun Horst Brauer. Im Jahr 1980 wird als Ersatz für den alten VW-Bus ein neues Mannschaftstransportfahrzeug zur Verfügung gestellt. Auch bei der Alarmierung gibt es Neuerungen. Dies geht von dem im Jahr 1930 angeschafften Signalhorn über Feuermelder und Sirenenanlage bis zu den Funkalarmempfängern, die nun auch zum Teil von der Wehr selbst angeschafft werden.
Das Vereinsleben bleibt weiterhin sehr aktiv. Die Ausrichtung der Floriansfeier des Kreisfeuerwehrverbandes Wiesbaden, ein im Frühjahr stattfindender Familienabend, das Picknick und die Jahresabschlussfeier sind fester Bestandteil des jährlichen Programmes. Ein- und Mehrtagesausflüge finden ebenfalls statt.

In den Jahren 1982-1984 hat die Feuerwehr einige größere Brände zu bekämpfen, darunter einen Wohnungsbrand, mehrere Kellerbrände, einen großen Scheunenbrand und die Unterstützung beim Großbrand des IKEA-Möbelhauses in Wallau.
chr12Ein weiterer Meilenstein für die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr wird im Jahr 1983 gelegt. Es wird beschlossen eine Jugendfeuerwehr zur Sicherung des Nachwuchses zu gründen. Der Andrang an Jugendlichen ist so groß, dass zeitweise zwei Gruppen gebildet werden müssen. Zum Jugendfeuerwehrwart wird Herbert Brum gewählt, der mit Unterstützung vieler Betreuer die Jugendfeuerwehr aufbaut. Regelmäßig werden zu den normalen Übungen noch Wettkämpfe und Großübungen besucht. Im Jahre 1984 kann bei den in Delkenheim stattfindenden Kreisleistungswettkämpfen erstmals der 1.Platz nach tollen Leistungen errungen werden. Zuvor wurde 13 mal der 2.Platz belegt. Erstmals nimmt die Wettkampfgruppe an einem weiterführenden Wettkampf auf der Bezirksebene teil.

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Ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte ist die im Juli 1986 stattfindende Übergabe des neuen Löschfahrzeuges (LF 8) an die Wehr. Der Wechsel des mit neuer Technik ausgestatteten Fahrzeuges war längst fällig, da der jetzt 23 Jahre alte Opel-Blitz nicht mehr diensttauglich ist. Ab 1986 zeigen sich die ersten Erfolge der intensiven Jugendarbeit. Viele waren bereits oder kamen gerade in die Einsatzabteilung, so das diese weiter verstärkt werden kann. Die junge Wettkampfgruppe kann 1987 und auch in den folgenden Jahren immer einen 1.Platz bei den jährlichen Kreisleistungswettkämpfen erringen. Teilweise können sogar zwei Wettkampfgruppen gestellt werden. So kann nach einer Zusage des auf der Jahreshauptversammlung anwesenden Leitenden Branddirektors Döbbemann die Wehr aufgrund der guten Leistungen und der vorbildlichen Arbeit mit neuer Einsatzkleidung ausgestattet werden. Die Aus- und Weiterbildung der Aktiven wird weiterhin mit Erfolg betrieben.

chr151989 wird bei den Wahlen erneut Otmar Kahl zum Wehrführer gewählt. Als sein Stellvertreter wird Josef Sczudlek gewählt. Die folgenden Jahre zeigen ein weiterhin aktives Vereinsleben. Die Ausrichtung von Kerb, Floriansfeier, Spanferkelessen und Picknick gehören immer noch zum festen Bestandteil des Vereinslebens. Unterstützend wird der Verein auch beim Bürgerfest und bei seinem Partnerverein (Turnverein) tätig. Bei der Jahreshauptversammlung am 8.1.1994 gibt Otmar Kahl nach 15 Jahren sein Amt ab. Zu seinem Nachfolger wird Hansjörg Wink gewählt. Als Stellvertreter wird Robert Brauer für den bereits im Sommer 1993 zurückgetretenen Josef Sczudlek gewählt. Es kam zu einer völligen Neubesetzung des Vorstandes. Die neuen sog. „Jungen“, die es am Anfang nicht immer leicht hatten, müssen noch in diesem Jahr viele Aufgaben bewältigen. Die Ausrichtung der Fastnacht und der Kerb mit dem Turnverein sowie weitere Termine werden durchgeführt. Noch im Jahr 1994 wird die Fahrzeughalle im Inneren in Eigenarbeit renoviert. Im darauffolgenden Jahr wird neben dem Unterrichtsraum eine Küchenzeile eingebaut und auch in der Fahrzeughalle werden Erneuerungen vorgenommen. Auch weiterhin finden Picknick und die jährlichen Vereinsausflüge großen Anklang.

chr16Im Jahr 1997 wird mit der von der Satzungskommission neu erstellten Vereinssatzung, die Eintragung in das Vereinsregister erlangt. Auch können nach längerem Vorlauf endlich die neuen Tore der Fahrzeughalle eingebaut werden. Dies ist auch den nicht unerheblichen Mitteln aus dem Erbe der Berta Cramer zu verdanken. Gleichzeitig werden der Boden und die vordere Außenfassade in Eigenarbeit neu gestrichen. In regelmäßigen Abständen wird eine Vereinszeitung für alle aktiven und passiven Mitglieder des Vereines herausgegeben. Da die Freiwillige Feuerwehr nun über sehr viele Fahrer der Klasse 2 (LKW) verfügt, wird in Absprache mit der Berufsfeuerwehr Wiesbaden das LF 8 zurückgegeben. Dafür erhält die Wehr ein LF 16 – TS Baujahr 1982. Schon im Hinblick auf das im Jahr 2000 anstehende Jubiläum wird an vielen Festen und Umzügen anderer Wehren und Vereine teilgenommen.

chr17Ende 1998 kann endlich ein vereinseigenes Mannschaftstransportfahrzeug angeschafft werden. Dieses ist auch für den Transport der Jugendfeuerwehr unerlässlich geworden. Zur Verbesserung der Ausbildungsmöglichkeiten kann im Jahr 1999 ein Lenzpumpenanhänger (LPA) von der Berufsfeuerwehr Wiesbaden übernommen werden. Auf der Jahreshauptversammlung 1999 wird der komplette Vorstand in seinen Ämtern bestätigt. Rückblickend auf die 75-jährige Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Wiesbaden-Delkenheim kann gesagt werden, dass jederzeit verantwortungsbewusste, hilfreiche und gut ausgebildete Frauen und Männer ihren Dienst an der Allgemeinheit versehen haben. Wir wünschen uns, dass dies auch in der Zukunft gelingen wird.